Bild © Lea May

Guido May

Guido May
About
Guido May is a well known Jazz and Funk Drummer from Bavaria / Germany. He has played with countless famous musicians like funk ikon Pee Wee Ellis.

Schlagzeuger Guido May hat vor einigen Jahren bereits ein Interview gegeben. Im Rahmen unserer neuen Serie «Drummer Stories» fragen wir bei Drummern nach und wollen wissen, was sie bewegt und vor allem wie es in Ihnen in der Corona Pandemie geht. Seit 2020 ist nichts mehr so wie es war.

Es wird sicherlich auch viele Jahre dauern, bis es wieder eine Normalität geben wird. Verändert hat es die Kultur auf alle Fälle. Darum wollen wir Drummer zu Wort kommen lassen und erfahren wie diese Zeit sie geprägt hat und welche Chancen auch entstehen können.

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Guido, wir alle erleben aussergewöhnliche Zeiten. Seit 2020 ist nichts mehr so wie es war. Gerade uns Musiker hat diese Corona Pandemie stark zugesetzt. Wie hast du die Zeit erlebt, wie bist du damit umgegangen und was ist bei dir passiert?

Guido May: Das war zusammen mit meiner ganz individuellen Lebenssituation filmreif. Kurz vor dem Lockdown haben sich zwei meiner fast erwachsenen Kinder entschlossen, zu mir zu ziehen und mit grosser Hilfe einer ganz lieben Familie, haben wir noch eine Wohnung im Ort, in dem ich unterrichte, gefunden. Wir mußten in der Pandemie erstmal lernen wie das Zusammenleben überhaupt klappt.

Danach wurden erstmal alle Gigs gecancelt, u.a. Tourneen mit meinem Mentor Pee Wee Ellis, sowie Dave Liebman. Die Pandemie und die täglichen Folgen, gepaart mit der freiberuflichen Leere waren anstrengend.

Seit 37 Jahren mache ich Musik, bin gewohnt, mich auf Konzerte vorzubereiten, viel unterwegs zu sein, persönlichen Austausch zu haben, auf Sessions zu gehen, die Atmosphäre bei Konzerten zu geniessen und eben meine Leidenschaft zu leben. Das alles fiel ja plötzlich weg und eine Mischung aus Verzweiflung, Aufgeben und jeder Menge Fragen zur Existenz stellten sich ein.

Ich bin dann in eine Art Kontemplation Zustand gefallen, habe erst nach ein paar Wochen, auch ohne konkretes Ziel, wieder angefangen zu üben, mehr Sport gemacht, bin viel in die Natur gegangen, habe viel Musik gehört, Dokus und YouTube-Links angeschaut. Und es gab auch keine Ausreden oder Ablenkungen mehr. Alles was ich seit Jahren vor mir hergeschoben habe, musste ich jetzt auch machen, oder eben nicht.

Gleichzeitig habe ich meine Schüler online versorgt, Dank auch hier an alle Eltern und Schüler, die das prima mitgetragen haben. Außerdem haben alle staatlichen Hilfen tatsächlich gegriffen, ich hoffe bei anderen auch.

Musikalisch hatte ich Glück, da unser Jazzclub Unterfahrt/München (Dank an Michael Stückl und Anna Schluifelder) sehr viele live-stream Konzerte veranstaltet hat, um die lokale Szene zu fördern. Das hat sowohl finanziell wie auch moralisch sehr geholfen und trägt auch jetzt. Ausserdem nutze ich die sozialen Netzwerke zum Austausch mit anderen Kollegen, da rücken alle zusammen.

Seit 37 Jahren mache ich Musik, bin gewohnt, mich auf Konzerte vorzubereiten, viel unterwegs zu sein, persönlichen Austausch zu haben, auf Sessions zu gehen, die Atmosphäre bei Konzerten zu geniessen und eben meine Leidenschaft zu leben

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Welche Chancen bietet uns diese Pandemie, was denkst du? 

Guido May: Alles «Back to Basics». Die Pandemie trifft auf eine moderne Gesellschaft. Viele Kollegen sind abgesichert, andere wiederum sind tatsächlich der Existenz beraubt. Die Chancen sehe ich sehr individuell. Sich wieder mit einfachen Dingen zufrieden zu geben, Beziehungen vertiefen und natürlich hoffen, daß bald wieder Normalität einkehren darf. Letztendlich kann ja jeder nur das tun, was in seinem direkten Umfeld möglich ist.

Copyright Gerald Langer

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Wie hast du deine Zeit bislang genutzt? Hast du neue Projekte realisiert, so wie es irgendwie möglich war?

Guido May: Ich habe die Zeit genutzt, mein gesammeltes Wissen zusammenzutragen:
Sämtliche Bücher (Stick Control, Accents and Rebounds, Rudimental Ritual, John Riley, Philly „Joe“ Jones, All American Drummer, etc.), 30 Jahre gesammelte Magazine (Modern Drummer, Drums & Percussion, Sticks), eigene Transkriptionen (von Bill Stewart bis Dennis Chambers) und Übungen meiner Lehrer (Udo Dahmen, Tony Kreithmeier, Harald Rüschenbaum, Hans Clauss, Keith Copeland, etc.).

Letztes Jahr bei der Sommerakademie in Neuburg hat einer meiner Schüler, Andreas «Alf» Grauvogel, meine Flipchart-Notizen in PDF Dateien umgewandelt, bearbeitet und mir geschickt. Das sah so gut aus, daß ich ihn gefragt habe, ob er das komplett zusammenfassen will (s. Beispiele).

Ausserdem haben sich viele Band-Reunions ergeben, u.a. Wolfgang Schmid „Kick Reloaded“ mit Peter Woelpl, «A-Strain» mit Peter O’Mara, Adrian Mears, Patrick Scales und Matthias Bublath oder die Zusammenarbeit mit Sandro Roy und Jermaine Landsberger mit Joel Locher am Bass.

Zudem hoffe ich, daß die diesjährige Hot Summer Week mit meiner Band «Groove Extravaganza» in der Unterfahrt im August und die Sommerakademie in Neuburg mit den wunderbaren Kollegen Sven Faller, Esther Kaiser, Roland Peil und Tino Derado stattfinden. Auch ist der 80te Geburtstag von Pee Wee im Ronnie Scotts Club/London mit einer Woche Konzerten im Oktober geplant.

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Was möchtest du gerade loswerden und weitergeben an die Musiker da draussen?

Guido May: Durchhalten und bleibt gesund. Es muss irgendwann weitergehen. Der Mensch braucht den kulturellen Austausch. All das ist natürlich nur meine kleine subjektive Momentaufnahme, da niemand in die Zukunft schauen kann. Wenn das alles geschafft ist, mache ich auf jeden Fall ein Riesenfest, das ist schonmal sicher!

Warm-Ups & More

Guido May hat hier eine schöne Kollektion an Warm-Ups & More für uns bereitgestellt. Ein Schüler von ihm hat diese, wie ihm Interview erwähnt, in PDF Dateien umgewandelt. Eine schöne Zusammenstellung an Übungen für den Drummer. Wir sagen Herzlichen Dank.

Videos

Einige interessante Projekte und auch lehrreiches für Drummer findet man in diesem «Brush Tutorial» Besen-Workshop #5 – Rudiments oder auch der «Drumtrainer-Teaser»Guido May „Jazz & Funk“ Tutorial Teaser @ drumtrainer.online / Berlin. Reinschauen lohnt sich und hier unten noch eine Aufnahmen vom Jazzfest München.

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JazzDrummerWorld Founder | Live- & Studiodrummer
  1. Mit seinem Spiel erinnert uns Guido May an „die Leichtigkeit des Seins“.
    Als Mensch strahlt er in seiner Gelassenheit ganz große Lebensfreude aus, aber auch absolute Fokussiertheit.
    Als Lehrer ist er ein Phänomen, mit seinem Humor ein großer Motivator

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